Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Intelligenz lässt sich deshalb so schwer fassen, weil sie relativ ist. Sie lässt sich nicht absolut, sondern nur im Vergleich zu der anderer Menschen messen – und das eben auch nicht medizinisch wie Blutdruck oder Hörvermögen. Trotzdem haben sich international führende Forscher auf eine Definition geeinigt: „Intelligenz ist eine sehr generelle geistige Kompetenz, zu der die Fähigkeit gehört zu schlussfolgern, zu planen, Probleme zu lösen, abstrakt zu denken, komplexe Ideen zu verstehen, schnell zu lernen und von Erfahrungen zu lernen.“
Möglicherweise gibt es noch andere Arten von Intelligenz: emotionale, soziale, praktische. Die Fähigkeit, logisch denken zu können, ist nur ein Persönlichkeitsmerkmal unter vielen. Über den Charakter oder gar den Wert eines Menschen sagt Intelligenz rein gar nichts aus. Aber sie ist tatsächlich so relevant, wie ehrgeizige Eltern vermuten. Die gemessene Intelligenz kann sehr gut schulischen und beruflichen Erfolg vorhersagen – dazu noch Gesundheit und sogar Glück.
Welche Relevanz hat ein hoher IQ?
„Intelligenz ist das, was Tests testen“, stellte Edwin Boring 1923 fest. So sarkastisch diese Definition klang – nach dem Motto: neuer Test, neuer IQ -, so ernst hatte der Intelligenzforscher sie gemeint. Was seine Zunft untersuchte, war real und stabil. „Wiederhole den Test“, schrieb er, „und die Kandidaten können beim besten Willen der Welt nicht ihre Ergebnisse großartig verändern.“
1998 werteten zwei US-Psychologen die Daten von 42.000 Personen in 515 verschiedenen Jobs aus. Sie errechneten einen ausgesprochen hohen Zusammenhang zwischen Intelligenz und den Indikatoren für berufliche Leistungsfähigkeit – im Statistikdeutsch der Psychologie ausgedrückt, wurde eine Korrelation von r=.5 erreicht. Sie erreicht damit eine der höchsten Validitäten nicht nur in der Psychologie, sondern auch verglichen mit solchen in der Medizin. Ganz klar gilt: je intelligenter, desto erfolgreicher im Job – und zwar über die gesamte Berufsspanne hinweg. Metaanalysen aus Europa haben diesen Zusammenhang mehrfach bestätigt.
Intelligenz, IQ-Niveau und Schule
Auch die Korrelation zwischen dem Abschneiden bei IQ-Tests und in der Schule ist eindeutig bewiesen. Am stärksten schlägt sich hohe Intelligenz auf Grundschulzeugnisse aus. Das liegt an einem statistischen Effekt: Je höher die Bildungsinstitution, desto mehr ähneln sich die Intelligenzniveaus ihrer Schüler. Während in der Grundschule noch Kinder aller Begabungsstufen gemeinsam lernen, sortieren die weiterführenden Schulen die Kinder nach Lernerfolg und somit Intelligenz. Dies muss man berücksichtigen, wenn Studien unter Studenten zeigen, dass andere Faktoren bei ihnen mehr zum Erfolg beitragen, etwa Selbstdisziplin oder der Glaube an die eigenen Fähigkeiten. Da Studenten sich in der Höhe ihrer Intelligenz ähneln, kommen IQ-Unterschiede unter ihnen weniger zum Tragen. An der Uni schlagen die Fleißigen die Faulen.
Intelligenz (IQ) und sozioökonomischer Status des Elternhauses
Es wurde auch geprüft, wie stark der sozioökonomische Status der Elternhäuser mit Erfolg oder Misserfolg im Studium korreliert. Ergebnis einer Metastudie von 2007 mit allen weltweit dazu verfügbaren Daten aus vorherigen Untersuchungen: Ja, Herkunft hat einen Einfluss, aber zum Glück nur einen geringen – deutlich unter dem der Intelligenz.
Intelligenz und Gesundheit
Intelligenz ist sogar für die Gesundheit von Bedeutung. Da manche Länder IQ-Tests seit den Zwanzigerjahren schon bei Kindern großflächig eingesetzt haben, konnten Forscher später analysieren, welche Teilnehmer in welchem Alter gestorben waren und woran. Der auf diesem Feld führende schottische Forscher Ian Deary stellte die Hauptbefunde zusammen. Danach verhielten sich intelligentere Menschen gesundheitsbewusster: Sie tranken weniger Alkohol, rauchten weniger, machten mehr Sport und ernährten sich besser. Sie starben seltener an Herz- und Lungenkrankheiten sowie Leiden des Magen-Darm-Bereichs – und kamen sogar weniger oft bei Autounfällen ums Leben.
Intelligenz und Lebensdauer, Glück, Kriminalität und Kurzsichtigkeit
Fazit: Menschen leben länger, je höher ihr IQ ist. Das liegt nicht allein an ihrem gesunden Verhalten, sondern ist nachweislich auch genetisch bedingt.
Eine Studie des University College London zeigte 2012, dass Klügere auch glücklicher sind. Kein Wunder: Intelligenz schützt nachweislich vor traumatischen Erfahrungen wie langer Arbeitslosigkeit, ungewollter Schwangerschaft und, vor allem, einem kümmerlichen Einkommen.
Menschen mit einem IQ unter 75 haben sogar ein siebenfach höheres Risiko, für Straftaten verurteilt zu werden, als Personen mit einem IQ über 125, fand die US-Psychologin Linda Gottfredson 1997 heraus. Dabei sind klügere wahrscheinlich nicht die besseren Menschen, sondern nur geschickter darin, ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
Immerhin, einen Nachteil hat hohe Intelligenz: Hochbegabte sind häufiger kurzsichtig als durchschnittlich begabte Menschen.