Gehen wir den Dingen einmal auf den Grund und überlegen, was eigentlich die Einführung einer Impfpflicht bedeutet.
Meine These lautet: Es handelt sich in erster Linie bei der Entscheidungsfindung „Für und Wider Impfpflicht“ um ein Moralisches Dilemma. Auf eine grundlegende Beschreibung eines „moralischen Dilemmas“ verzichte ich hier.
Psychologisch gesehen, handelt es sich auch um einen Aversions-Aversionskonflikt; Beide Entscheidungen, die zu treffen sind, sind unangenehm: Impfpflicht einführen / Impfpflicht nicht einführen. Dabei stellt sich zunächst für den Einzelnen die Frage, welche der beiden möglichen Entscheidungen die für ihn am wenigsten unangenehme ist.
Dann kommt die gesellschaftliche Ebene hinzu. Hier gilt es sich klarzumachen, dass wir in einem säkularisierten Staat leben. Nicht Gottes Wort entscheidet sondern das Parlament (sollte es zumindest, so ist es vorgesehen).
Moralisches Dilemma und Impfpflicht
Schließlich ist wichtig sich klarzumachen, wie wir BISHER mit solchen Situationen umgegangen sind. Ich meine die Situation, wo es einerseits moralische und/oder ethische Regeln gibt und diese andererseits überschritten werden. Mit Überschreiten meine ich vor allem den Punkt, dass „egoistische = unmoralische“ Entscheidungen zu Kosten führen können, die ALLE tragen müssen, also auch diejenigen, die sich an die Moral gehalten haben. Also z.B. : Alle wissen, dass Rauchen schädlich ist. Es ist nicht in Ordnung (unmoralisch) wenn dies Kosten für die Allgemeinheit mit sich bringt. Warum haben wir das bisher trotzdem so gemacht – die Kosten für diejenigen übernommen, die doch eigentlich „unmoralisch“ gehandelt haben?
Weil wir wissen und es eben einander auch zugestehen, dass JEDER einmal gegen diese Regeln verstoßen kann. UND DARF. Warum? „Weil der Mensch ein nicht widerspruchsfreies Wesen ist und man von ihm nicht erwarten kann, moralisch immer einwandfrei zu handeln. Es handelt sich also sozusagen um eine „Vorab-Vergebung“, zu der wir uns als Gemeinschaft entschieden haben, OHNE Mitwirkung der Religion.
Diese Übereinkunft wird durch die Impfpflicht in Frage gestellt. Nicht dass Sie mich missverstehen. Das kann man so machen. Dann muss man es aber auch begründen. Es müsste begründet werden, warum genau in diesem einen Fall – nämlich Corona – die gegenseitige „Freistellung“ außer Kraft treten soll. Das wird aber nicht gemacht, und deswegen gibt es immer mehr Angst, Wut und Verwirrung, d.h. SPALTUNG. Wir sitzen nicht mehr in einem Boot und es ist unklar wohin es steuert. Die unausgesprochene Erlaubnis, eine Grenze auch mal überschreiten zu dürfen und andere (die „Allgemeinheit“) damit zu belasten, wurde aufgekündigt, ohne dass dies jemand angekündigt, kommuniziert oder öffentlich überprüft hätte. Es gibt jetzt „die Guten“ und „die Bösen“.