„Corona: Die Situation unter psychologischer Sicht“

Ich möch­te an die­ser Stel­le ein­mal ver­su­chen, die Gesamt­si­tua­ti­on aus psy­cho­lo­gi­scher Sicht zu beleuch­ten. Mei­nes Erach­tens befin­den wir uns in einem Pro­zeß, in dem Glied um Glied in einer Ket­te von Abläu­fen anein­an­der­ge­reiht wird. Dabei kommt es zu „Sym­pto­men“, die nicht ver­stan­den wer­den, in ers­ter Linie

1. Angst

Es ist wich­tig zu ver­ste­hen, dass Angst ein psy­chi­sches Phä­no­men dar­stellt, das sehr viel­schich­tig ist. Zunächst haben wie die rea­le Angst, die im Zuge einer Bedro­hung akti­viert wird und uns schüt­zen soll, z.B. durch Flucht­re­fle­xe. Auf der ande­ren Sei­te lei­den wir unter irra­tio­na­len Ängs­ten, die meist auf feh­len­den inne­ren Halt, auf Scham­ge­füh­le, auf Hilf­lo­sig­keits­ge­füh­le und vor allem auf unter­drück­te Wut zurück­zu­füh­ren ist. All dies sind sehr unan­ge­neh­me Unlust­ge­füh­le, die wir ver­drän­gen möch­ten – meist weil uns eine Lösung nicht zur Ver­fü­gung steht. Damit ein­her geht auch oft ein ver­min­der­tes Selbst­wert­ge­fühl. Die­se Angst wird in der gegen­wär­ti­gen Pha­se beson­ders stark geschürt. Natür­lich ist damit auch eine ande­re Angst ver­bun­den, die Angst vor dem eige­nen Tod. Aber auch die­se Angst bekommt etwas irra­tio­na­les, wenn wir uns mit dem Tod nicht wirk­lich aus­ein­an­der­set­zen. Wir brau­chen Vor­bil­der und Unter­stüt­zung, um damit umge­hen zu können.

2. Wunsch nach Lösung und Erleichterung

Es ist nach­voll­zieh­bar, dass ein Mensch in einer sol­chen Situa­ti­on möch­te, dass ihm die­se bedroh­li­chen Gefüh­le „abge­nom­men“ wer­den, damit er sich nicht mehr so hilf­los fühlt. Hier spielt jetzt eine gro­ße Rol­le, dass der Wunsch nach „Lösung“ auf die Ebe­ne der Auto­ri­tä­ten pro­ji­ziert wird. Das sind Insti­tu­tio­nen, die Regie­rung, Par­tei­en und natür­lich auch „die Exper­ten“. Wenn es gut lau­fen wür­de, dann wür­den nun die­se Adres­sa­ten ver­su­chen, zu beru­hi­gen und auf­zu­klä­ren, indem sie alle Betei­lig­ten anspre­chen. Alle Betei­lig­ten heißt in die­sem Fall eben auch die Skep­ti­ker, die Kri­ti­ker, aber auch die Leug­ner, die Eso­te­ri­ker, die Rechts­extre­men usw. Denn ALLE befin­den sich in die­ser bedroh­li­chen Situation.

3. Über­for­de­rung und Nichtwissen.

Genau das Gegen­teil pas­siert aber. Die Auto­ri­tä­ten wis­sen nicht was wirk­lich zu tun ist, eben weil sie sich in Wirk­lich­keit selbst hilf­los füh­len und ver­ängs­tigt sind. Das mei­nen sie aber nicht zuge­ben zu dür­fen! Sie grei­fen nun zu einem Mit­tel, das alt­be­kannt ist:

4. Die Zur­ver­fü­gung­stel­lung von Ste­reo­ty­pen und fal­schen Ursachen

Die Insti­tu­tio­nen der Gesell­schaft und ihre Ver­tre­ter stel­len Pro­jek­ti­ons­flä­chen zur Ver­fü­gung, indem sie eine bestimm­te Grup­pe (immer eine Min­der­heit) als „die Bösen“ hin­stel­len, als die­je­ni­gen, die sich in einer bestimm­ten Wei­se am Unglück der Ande­ren schul­dig gemacht haben (so.)

5. Pro­jek­ti­ve Identifizierung

Was folgt ist nicht ganz ein­fach zu beschrei­ben. Ich ver­su­che es trotz­dem. Der Ein­zel­ne, der ängst­lich und ver­un­si­chert ist, fin­det in der von Außen dar­ge­bo­te­nen Pro­jek­ti­ons­flä­che eine Mög­lich­keit, von sei­nen eige­nen Unlust­ge­füh­len abzu­len­ken, indem er die­se auf die Min­der­heit pro­ji­ziert. Aber es geht noch einen Schritt wei­ter. Es ist nicht nur eine rei­ne Pro­jek­ti­on (pro­ji­zie­ren tun wir eigent­lich alle), son­dern es ist die voll­stän­di­ge Hin­ein­ga­be des eige­nen destruk­ti­ven Antei­les in die­se Grup­pe. Die gan­ze Wut, die man hat, ist man damit in einem Schlag los, dar­über hin­aus hat man nun auch noch die Mög­lich­keit, sich an den Ande­ren zu rächen oder sie zu bestra­fen, ohne dass dabei Schuld­ge­füh­le ent­ste­hen. Das ist ein sehr wich­ti­ger Punkt. Man kann sich tat­säch­lich voll­stän­dig von sei­nen nega­ti­ven Gefüh­len befrei­en. Man bekämpft sie nun im Ande­ren. Das ist mit Iden­ti­fi­zie­rung gemeint.

6. Recht­fer­ti­gung der Machtinhaber

Die Macht­ha­ber (Auto­ri­tä­ten) haben nun eben­falls einen Vor­teil und einen Aus­weg gefun­den. Sie kön­nen vom eige­nen Ver­sa­gen ablen­ken, indem sie den Zei­ge­fin­ger wei­ter auf die Min­der­heit rich­ten. Außer­dem kön­nen sie sich des Ein­ver­ständ­nis­ses der Mehr­heit sicher sein. Es wird eine Art gemein­sa­mes Bünd­nis geschmiedet.

7. Zer­stö­rung und Auslöschung

Im Extrem­fall kommt es dann zur voll­stän­di­gen Ver­nich­tung der Min­der­heit, wie wir sie in der NS-Zeit – aber auch in vie­len ande­ren gesll­schaft­li­chen Situa­tio­nen – erlebt haben.

Nota­be­ne: ich möch­te jetzt nicht auf den simp­len Vor­wurf hin­aus, wir leb­ten schon wie­der im Faschis­mus o.dgl. Das tun wir nicht. Aber die Gefahr besteht, dass wenn die­se Dyna­mik sich wei­ter zuspitzt, so etwas Ähn­li­ches sich ent­wi­ckeln könnte.

8. Was ist zu tun?

Als ers­tes wäre es gut, wenn die­se Zusam­men­hän­ge ein­mal ange­spro­chen wer­den wür­den, und zwar so, dass sie auch ver­stan­den wer­den. Ich weiß wie schwie­rig das ist. Viel­leicht wäre auch eine Idee, einen vom Par­la­ment unab­hän­gi­gen Bür­ger­rat ein­zu­rich­ten, in dem von allen Grup­pen (vor allem denen, wo es zu einer Spal­tung gekom­men ist) teil­neh­men wür­den. Mei­net­we­gen öffent­lich im TV – statt Plas­bergs „Hart aber Fair“ oder „Mar­kus Lanz“. Die letzt­ge­nann­ten sind bei­de am Spal­tungs­pro­zeß, wie ich ihn oben beschrie­ben habe, beteilgt. Ande­re Lösungs­vor­schlä­ge gibt es sicher eini­ge. Das soll jetzt nicht mein The­ma sein.

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