Zitat: „Mir, dem Spinoza und den Deutschen. Hast du ihn gelesen, den Spinoza? Versäum’s nicht. Es ist das Einzige, das lohnt. Er ist nicht behaglich. Aber was ist das für eine Ehre. Er ist ein Erdbeben. Wenn du ihn liest, siehst du die festen Häuser wanken. Die Wege werden zu Abgründen. Jeder Schritt ein Schritt ins Unsichere.“ ( Gotthold Ephraim Lessing über Spinoza)
Es folgt eine Übung, die wir – wie bekannt – in unserer Vorstellung als Meditation ausüben. Diese Übung dient dazu,
1. sich der eigenen Emotionen bzw. Gefühle bewusster zu werden
2. zu erkennen, auf welchen Gegenstand (z.B. eine Person, Gruppe oder etwas Abstraktes) sich diese Emotionen beziehen
3. die Beziehung zu dem Gegenstand (z.B. einer Person) zu analysieren
und
4. die Bedingungen, denen die Emotionen unterworfen sind, zu erkennen und zu unterscheiden
ÜBUNG
Sorgen Sie bitte vorab für Ungestörtheit und nehmen dann eine bequeme (Sitz-)haltung ein. Achten Sie darauf, wie Sie atmen. Versuchen Sie in den Bauch hinein zu atmen und dann langsam durch den Mund den Atem zu entlassen.
Achten Sie nun auf den Strom Ihrer Gedanken, spüren Sie Ihren Körper, indem Sie ihn kurz „durchscannen“ – von den Füßen aufwärts bis zum Gesicht. Lassen Sie zunächst alles zu, so wie es ist. Dafür nehmen Sie bitte die Position eines Beobachters ein: stellen Sie sich vor, Sie sehen sich selbst wie auf einer Bühne und beobachten Ihre Sinneswahrnehmungen (Gedanken, Gefühle, Körpersensationen) möglichst neutral aus der Sicht dieses Beobachters.
Im nächsten Schritt versuchen Sie, eine innere Vorstellung aufzubauen, die uns für das anstehende Thema (Gefühlsintensitäten) vorbereitet. Dazu denken Sie bitte an eine Situation in Ihrem Leben, in der Sie starke Emotionen empfunden haben. Beginnen Sie zunächst mit der Erinnerung an eine positive Emotion. Wenn Ihnen eine solche nicht einfällt, beginnen Sie gleich mit einer negativen Emotion (es kann sein, dass Sie gerade von einem negativen Gefühl „beherrscht“ werden, dann wird es wahrscheinlich schwierig sein, sich etwas Positives vorzustellen).
Nehmen Sie zunächst diese Situation, in der Sie ein starkes Gefühl empfunden haben, einfach wahr. Bleiben Sie bei dem inneren Bild. Jetzt beschreiben Sie bitte sich selbst innerlich mit einfachen Sätzen das, was Sie sehen. Versuchen Sie, sich darüber klar zu werden, auf was genau sich Ihre Emotion bezieht. Ist es eine Person oder ist es eine abstrakte Größe, wie z.B. „der Staat“ oder eine bestimmte Gruppe von Menschen.
Im nächsten Schritt beschreiben Sie die Art der Beziehung, die Sie zu diesem Gegenstand einnehmen. Ist es eine gleichberechtigte Beziehung oder eine abhängige? Ist Ihre Emotion auf die Qualität dieser Beziehung bezogen?
Im letzten Schritt versuchen Sie sich darüber Klarheit zu verschaffen, unter welchen unterschiedlichen Bedingungen diese Beziehung aufrecht erhalten wird. Je detaillierter Sie eine Beschreibung der aufrecht erhaltenden Bedingungen erfassen, desto klarer wird der Zusammenhang mit der aufgetretenen Emotion erscheinen.
(Diese Übung schließt auch den Folgebeitrag #Spinoza 8 mit ein.)