Was „gesunde“ Aggression betrifft, haben wir versucht zu zeigen. Was aber ist „schädliche“ Aggression?
Hierzu können wir die grundsätzliche Überlegung einführen, dass eigene Wünsche, wenn sie frustriert oder nicht erfüllt werden, unweigerlich zu der Emotion „Wut“ führen. Jetzt kommt es darauf an: was genau sind das für eigene Wünsche? An wen richten sie sich?
Und vor allem: Sind diese Wünsche in der sozialen Situation, in der sich das Individuum befindet, wirklich angemessen, „passend“?
Beispiel: wir alle wünschen uns Liebe, Anerkennung und manchmal auch Trost. Wenn nun ein Elternteil z.B. den Trost eher bei seinen Kindern sucht als z.B. beim Partner oder anderen Erwachsenen, dann ist die Wut und das aggressive Verhalten, das folgt, wenn das Kind diese Wünsche auf Dauer nicht erfüllen kann – weil es damit überfordert ist – unangemessen, quasi „am falschen Platz“. Dies passiert häufig dann, wenn ein Mensch nicht gelernt hat, sich mit seinen Bedürfnissen zu äußern.
Unangemessene Aggression oder Wut ist also oft eine Folge von Frustration, die daher rührt, dass der ursprüngliche Wunsch nicht erkannt und dann fehlgeleitet wird.
Ein anderer Hintergrund schädlichen aggressiven Verhaltens ist sehr häufig das Gefühl der Kränkung. Wir sprechen deswegen auch von der sog. „Kränkungswut“. Gekränkt sind wir meist dann, wenn wir das Gefühl haben , nicht gerecht behandelt worden zu sein oder nicht das zu bekommen, von dem wir meinen, dass es uns zusteht. Oder wenn wir „umsonst“ etwas bekommen wollen. Hier schwelt ein Selbstwertkonflikt im Hintergrund. Ein Mensch, der sich selbst achtet, respektiert und anerkennt, ist vor äußerer Kränkung geschützt. Er ist auch eher in der Lage, dann wiederum mit gesunder Aggression zu reagieren.