In diesem Beitrag geht es um Frage, welchen Unterschied es macht, ob wir unsere Gefühle bewusst mit Hilfe unserer Vernunft steuern oder sie davon abhängig machen, ob wir sie gleichsam ohne zu überlegen auf etwas beziehen, was wir begehren oder mit etwas in Verbindung bringen, was uns ermangelt. Dabei spielt für Spinoza die Zeit eine wichtige Rolle.
Inhaltsverzeichnis
Siebter Lehrsatz
Die Affekte, welche aus der Vernunft entspringen oder von ihr erregt werden, sind in Bezug auf die Zeit stärker als diejenigen, die sich auf Einzeldinge beziehen, welche wir als abwesend betrachten.
Die Interpretation dieses Lehrsatzes ist komplex und erfordert eine eingehende Betrachtung der Theorie der Affekte, wie sie in Spinozas Werk dargestellt wird. Ein Affekt ist für Spinoza ein passives Erlebnis, das aus der Wirkung äußerer Ursachen auf den Körper entsteht. Diese Ursachen können sowohl von außen als auch von innen kommen. Affekte können positiv oder negativ sein und haben Auswirkungen auf die geistige und körperliche Gesundheit eines Menschen.
Nach Spinoza gibt es drei Arten von Affekten: die Affekte der Freude, der Traurigkeit und der Begehren. Diese Affekte sind entweder angemessen oder unangemessen, je nachdem, ob sie das Wohlbefinden und die Freiheit des Individuums fördern oder nicht. Spinoza argumentiert, dass Affekte, die aus der Vernunft entspringen oder von ihr erregt werden, über einen längeren Zeitraum gesehen angemessener sind als Affekte, die sich auf abwesende Einzeldinge beziehen.
Affekte und Vernunft
Affekte, die aus der Vernunft entspringen, sind solche, die durch die Erkenntnis von Wahrheiten hervorgerufen werden, die von der Vernunft abgeleitet werden. Zum Beispiel kann die Erkenntnis, dass alles, was geschieht, eine Ursache hat, dazu führen, dass man den Affekt der Gelassenheit empfindet. Affekte, die von der Vernunft erregt werden, sind solche, die durch bewusste Anstrengung hervorgerufen werden, um die Vernunft über die Affekte zu kontrollieren. Zum Beispiel kann man dadurch bewusst versuchen, sich zu beruhigen, wenn man in einer schwierigen Situation ist.
Die Stärke dieser Affekte liegt darin, dass sie nicht von äußeren Einflüssen abhängig sind. Sie sind vielmehr das Ergebnis einer bewussten Anstrengung, um die Vernunft über die Affekte zu kontrollieren. Sie können daher dazu beitragen, dass ein Individuum seine Freiheit und sein Wohlbefinden bewahrt, auch in schwierigen Situationen.
Affekte und Mangel
Im Gegensatz dazu sind Affekte, die sich auf abwesende Einzeldinge beziehen, wie zum Beispiel das Begehren nach einem abwesenden Objekt, unangemessener und schwächer. Diese Affekte sind weniger kontrollierbar und können leicht von äußeren Einflüssen beeinflusst werden. Sie können dazu führen, dass ein Individuum seine Freiheit und sein Wohlbefinden beeinträchtigt, indem es sich von seinen Vernunftprinzipien entfernt.
Zusammenfassung
Baruch Spinozas Werk „Ethik“ gehört zu den bedeutendsten Werken der Philosophie des 17. Jahrhunderts. In seinem fünften Buch beschäftigt er sich mit der Macht der Erkenntnis und der menschlichen Freiheit. In diesem Kontext stellt er den siebten Lehrsatz auf, der besagt, dass Affekte, die aus der Vernunft entspringen oder von ihr erregt werden, stärker sind als diejenigen, die sich auf abwesende Einzeldinge beziehen.
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