„Was ist ein Neurotiker? Wie entsteht eine Neurose?: Kontaktaufnahme zur Umgebung – Diskussion „Neurose“#5“

Neurotiker

Versteckte Gegensätze im „Leben des Neurotikers“: Der Wunsch, geliebt zu werden und Angst vor Ablehnung

Zunächst ein­mal eine wich­ti­ge Vor­ab­be­mer­kung. Wenn in die­sem Bei­trag von einem „Neu­ro­ti­ker“ gespro­chen wird, dann meint dies im Grun­de alle Men­schen. Das mag erschre­ckend klin­gen, bedeu­tet aber nichts ande­res, als dass jeder von uns mit Kon­flik­ten behaf­tet ist, die sich ein­fach aus sei­ner Aus­ein­an­der­set­zung mit sei­ner Umwelt her­an­ge­bil­det haben. Kei­ne Umwelt ist so „ide­al“, als dass sie uns vor der Ent­ste­hung „klei­ne­rer oder grö­ße­rer Neu­ro­sen“ schüt­zen könn­te. Dies wird sicher­lich im Fol­gen­den deut­lich wer­den, wenn wir beschrei­ben, dass sich eine Neu­ro­se immer vor dem Hin­ter­grund eines Gegen­satz­paa­res, einer Pola­ri­tät, entwickelt.

Es gibt vie­le Gegen­sät­ze in unse­rer Per­sön­lich­keit, die uns manch­mal ver­wir­ren kön­nen. Beson­ders wenn es um unse­re tiefs­ten Wün­sche und Ängs­te geht, kön­nen wir uns oft in einem inne­ren Kon­flikt befin­den. Ein Bei­spiel dafür ist das Leben des Neu­ro­ti­kers, der sich zwi­schen dem Wunsch nach Lie­be und der Angst vor Ableh­nung hin- und her­ge­ris­sen fühlt.

Auf der einen Sei­te seh­nen wir uns danach, geliebt und akzep­tiert zu wer­den. Wir möch­ten, dass ande­re uns respek­tie­ren und uns wert­schät­zen. Auf der ande­ren Sei­te haben wir Angst vor Ableh­nung und dem Gefühl, nicht gut genug zu sein. Wir befürch­ten, dass ande­re uns ableh­nen oder kri­ti­sie­ren wer­den und dass wir dadurch ver­letzt wer­den könnten.

Gute Freunde, die wir einerseits mögen, andererseits mit Ablehnung begegnen

Ein wei­te­rer Wider­spruch, der im Leben des Neu­ro­ti­kers auf­tre­ten kann, betrifft die Art und Wei­se, wie wir mit unse­ren Freun­den umge­hen. Es kann vor­kom­men, dass wir enge Freun­de haben, die wir eigent­lich sehr schät­zen und respek­tie­ren, aber denen wir trotz­dem mit Ableh­nung oder sogar Abscheu begeg­nen. Dies kann ver­schie­de­ne Grün­de haben, wie bei­spiels­wei­se Eifer­sucht, Neid oder ein­fach nur Unsicherheit.

Zwanghafte Bescheidenheit statt Begierde

Eine wei­te­re ver­steck­te Gegen­sätz­lich­keit kann sich in unse­rer Hal­tung zur Begier­de einer­seits und ande­rer­seits Beschei­den­heit zei­gen. Wäh­rend es nor­ma­ler­wei­se als posi­tiv ange­se­hen wird, wenn man eine gewis­se Beschei­den­heit an den Tag legt, kann die­se Eigen­schaft bei einem Neu­ro­ti­ker zur Zwang­haf­tig­keit wer­den. Dies kann bedeu­ten, dass er sich selbst dar­an hin­dert, sei­ne Wün­sche und Bedürf­nis­se aus­zu­drü­cken, aus Angst, als gie­rig oder ego­is­tisch ange­se­hen zu werden.

Arroganz statt Unsicherheit (Überkompensationen)

Schließ­lich gibt es auch die Mög­lich­keit, dass sich ein Neu­ro­ti­ker durch Arro­ganz und Über­heb­lich­keit zu schüt­zen ver­sucht. Oft­mals ent­steht die­se Hal­tung als Über­kom­pen­sa­ti­on für Unsi­cher­heit und man­geln­des Selbst­be­wusst­sein. Der Neu­ro­ti­ker ver­sucht dadurch, sei­ne eige­nen Ängs­te und Unsi­cher­hei­ten zu über­spie­len und sich selbst als über­le­gen und unan­tast­bar zu präsentieren.

Zusam­men­fas­send kann man sagen, dass das Leben des Neu­ro­ti­kers oft von ver­steck­ten Gegen­sät­zen geprägt ist. Die­se kön­nen sich in ver­schie­de­nen Aspek­ten sei­nes Lebens zei­gen, von sei­nen tiefs­ten Wün­schen und Ängs­ten bis hin zu sei­ner Hal­tung gegen­über Freun­den und sei­ner Selbst­wahr­neh­mung. Es ist wich­tig zu ver­ste­hen, dass die­se Gegen­sät­ze nor­mal sind und dass es mög­lich ist, durch Selbst­re­fle­xi­on und The­ra­pie einen Weg zu fin­den, um mit ihnen umzu­ge­hen und ein erfüll­te­res Leben zu füh­ren. Dazu die­nen die in die­ser Serie bereit­ge­stell­ten Übungen.

Übung

Stell dir vor, was wäre, wenn du heu­te mor­gen nicht auf­ge­stan­den wärest!

Was wür­de in einer bestimm­ten Ange­le­gen­heit gesche­hen, wenn du aus­nahms­wei­se ein­mal „nein“ statt „ja“ sag­test?

Was wäre, wenn du zehn Zen­ti­me­ter grös­ser wärest? Oder zwan­zig Pfund leich­ter?

Was, wenn du Mann statt Frau wärest oder umgekehrt?

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