Benutzen wir nicht alle ab und an Begriffe wie „Selbstbewusstsein“, „Selbstverwirklichung“ oder einfach nur das Wort „Selbst“, z.B. in der Aufforderung „Bleib du selbst!“? Aber was ist eigentlich mit diesem Begriff gemeint? Was genau ist denn eigentlich dieses „Selbst“, über das wir manchmal nachdenken oder das wir desöfteren und „selbst“-verständlich herbeibemühen?
Oft ist es ja einfacher zunächst einmal zu definieren, was eine Sache NICHT ist. Das „Selbst“ also ist auf keinen Fall eine „Sache“; es ist kein „Ding“, das wir wie „in einer Alditasche mit uns herumtragen“. Wir besitzen unser „Selbst“ nicht. Der Anfangsgedanke zum Verständnis des „Selbst“ ist also, dass wir es nicht verdinglichen dürfen.
Aber was ist es dann? Ich schlage vor, das „Selbst“ als ein System zu definieren, das uns ermöglicht, mit der Umwelt Kontakt aufzunehmen. Wenn wir uns im Wachzustand befinden, müssen wir ständig wahrnehmen, was um uns herum passiert. Wir müssen zudem die Dinge bewerten. Was ist wichtig für uns, was weniger wichtig. Und wir müssen uns entscheiden und Dinge tun oder lassen. Dazu müssen wir unsere Umwelt gleichsam „berühren“, wir müssen aus uns heraustreten: unsere Meinung äußern, etwas verlangen oder etwas zurückweisen. All diese Kontakte, die wir mit unserer Umwelt eingehen, kann man auch als Handlungen beschreiben, die vor einem bestimmten Bedeutungshintergrund stattfinden. Damit ist gemeint, dass jede, auch die kleinste unserer Handlungen, immer etwas ganz bestimmtes über uns aussagt, etwas ganz bestimmtes bedeutet: wir wollen den Apfel kauen, weil wir Hunger haben – wir wollen unseren Freund anrufen, weil wir ein Bedürfnis nach Nähe haben. Immer geschieht etwas vor einem ganz bestimmten Bedürfnishintergrund. Dieser Wechsel von Kontakten mit der Umwelt vor einem bestimmten Bedeutungshintergrund, der sich ebenfalls ständig verändert – dieser Wechsel wird organisiert durch das System „Selbst“. Das sozusagen SIND dann wir SELBST. (Nach KANT ist das Selbst auch eine Art „Integrator“, eine „synthetische Einheit“, die unseren Kontakt mit der Umwelt organisiert.)