„Über das Selbst #1“

Benut­zen wir nicht alle ab und an Begrif­fe wie „Selbst­be­wusst­sein“, „Selbst­ver­wirk­li­chung“ oder ein­fach nur das Wort „Selbst“, z.B. in der Auf­for­de­rung „Bleib du selbst!“? Aber was ist eigent­lich mit die­sem Begriff gemeint? Was genau ist denn eigent­lich die­ses „Selbst“, über das wir manch­mal nach­den­ken oder das wir des­öf­te­ren und „selbst“-verständlich herbeibemühen?

Oft ist es ja ein­fa­cher zunächst ein­mal zu defi­nie­ren, was eine Sache NICHT ist. Das „Selbst“ also ist auf kei­nen Fall eine „Sache“; es ist kein „Ding“, das wir wie „in einer Aldi­ta­sche mit uns her­um­tra­gen“. Wir besit­zen unser „Selbst“ nicht. Der Anfangs­ge­dan­ke zum Ver­ständ­nis des „Selbst“ ist also, dass wir es nicht ver­ding­li­chen dürfen.

Aber was ist es dann? Ich schla­ge vor, das „Selbst“ als ein Sys­tem zu defi­nie­ren, das uns ermög­licht, mit der Umwelt Kon­takt auf­zu­neh­men. Wenn wir uns im Wach­zu­stand befin­den, müs­sen wir stän­dig wahr­neh­men, was um uns her­um pas­siert. Wir müs­sen zudem die Din­ge bewer­ten. Was ist wich­tig für uns, was weni­ger wich­tig. Und wir müs­sen uns ent­schei­den und Din­ge tun oder las­sen. Dazu müs­sen wir unse­re Umwelt gleich­sam „berüh­ren“, wir müs­sen aus uns her­aus­tre­ten: unse­re Mei­nung äußern, etwas ver­lan­gen oder etwas zurück­wei­sen. All die­se Kon­tak­te, die wir mit unse­rer Umwelt ein­ge­hen, kann man auch als Hand­lun­gen beschrei­ben, die vor einem bestimm­ten Bedeu­tungs­hin­ter­grund statt­fin­den. Damit ist gemeint, dass jede, auch die kleins­te unse­rer Hand­lun­gen, immer etwas ganz bestimm­tes über uns aus­sagt, etwas ganz bestimm­tes bedeu­tet: wir wol­len den Apfel kau­en, weil wir Hun­ger haben – wir wol­len unse­ren Freund anru­fen, weil wir ein Bedürf­nis nach Nähe haben. Immer geschieht etwas vor einem ganz bestimm­ten Bedürf­nis­hin­ter­grund. Die­ser Wech­sel von Kon­tak­ten mit der Umwelt vor einem bestimm­ten Bedeu­tungs­hin­ter­grund, der sich eben­falls stän­dig ver­än­dert – die­ser Wech­sel wird orga­ni­siert durch das Sys­tem „Selbst“. Das sozu­sa­gen SIND dann wir SELBST. (Nach KANT ist das Selbst auch eine Art „Inte­gra­tor“, eine „syn­the­ti­sche Ein­heit“, die unse­ren Kon­takt mit der Umwelt organisiert.)

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