„Schöpferische Indifferenz: Kontaktaufnahme zur Umgebung – Diskussion „Unentschlossenheit“#6“

Kreative Indifferenz

Schöpferisches „Noch-nicht-entschieden-sein“: Warum es mehr ist als chronische Unentschlossenheit

Unent­schlos­sen­heit wird oft als eine nega­ti­ve Eigen­schaft betrach­tet – ein Man­gel an Ent­schluss­kraft und Enga­ge­ment. In der Tat wird „Schöp­fe­ri­sches Noch-nicht-ent­schie­den-sein“ bzw. „Schöp­fe­ri­sche Indif­fe­renz“, wenn es miss­ver­stan­den wird, oft als ein Zustand chro­ni­scher Unent­schlos­sen­heit ange­se­hen. Aber die­se Sicht­wei­se ist zu eng und ver­kennt die krea­ti­ven und pro­duk­ti­ven Mög­lich­kei­ten, die in die­sem Zustand lie­gen. In die­sem Bei­trag wer­den wir uns mit dem Kon­zept des „schöp­fe­ri­schen Noch-nicht-ent­schie­den-seins“ aus­ein­an­der­set­zen und dis­ku­tie­ren, wie es genutzt wer­den kann, um posi­ti­ve Ver­än­de­run­gen in unse­rem Leben herbeizuführen.

Die Orientierungsphase

Wenn wir uns in einer Ori­en­tie­rungs­pha­se befin­den, sind wir in der Regel noch nicht ent­schie­den, was wir als nächs­tes tun sol­len. Die­ser Zustand ist ein wich­ti­ger Teil des krea­ti­ven Pro­zes­ses, da er uns die Mög­lich­keit gibt, ver­schie­de­ne Optio­nen zu prü­fen und zu bewer­ten, bevor wir uns für eine bestimm­te Hand­lung ent­schei­den. In der Gestalt­kur­ve bzw. im Kon­takt­zy­klus, der ein Modell für den krea­ti­ven Pro­zess inner­halb der Theo­rie der Gestalt­the­ra­pie dar­stellt, ist die Ori­en­tie­rungs­pha­se der ers­te Schritt in der Aus­ein­an­der­set­zung mit der Umwelt. Wenn wir die­sen Schritt über­sprin­gen und uns sofort für eine Hand­lung ent­schei­den, kön­nen wir mög­li­cher­wei­se wich­ti­ge Infor­ma­tio­nen über­se­hen oder fal­sche Ent­schei­dun­gen treffen.

Heimlicher Wunsch nach Unbeteiligtsein

Oft steckt hin­ter der Unent­schlos­sen­heit der heim­li­che Wunsch, unbe­tei­ligt zu sein. Wir kön­nen uns in eine pas­si­ve Rol­le zurück­zie­hen, in der wir uns nicht aktiv an Ent­schei­dun­gen betei­li­gen müs­sen, die unser Leben beein­flus­sen. Dies kann ins­be­son­de­re dann der Fall sein, wenn wir uns in schwie­ri­gen oder unan­ge­neh­men Situa­tio­nen befin­den, bei denen wir Angst haben, fal­sche Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Das „schöp­fe­ri­sche Noch-nicht-ent­schie­den-sein“ kann jedoch genutzt wer­den, um die­se Angst zu über­win­den und uns wie­der in die akti­ve Gestal­tung unse­res Lebens einzubeziehen.

Träume und Tagträume als „Umkehrexperimente“

Sicher ken­nen Sie alle den Per­sön­lich­keits­an­teil, der dafür sorgt, dass Din­ge, die Sie eigent­lich tun soll­ten oder tun wol­len, in Fra­ge stellt bzw. ver­hin­dert. Es ist die inne­re Stim­me des „Under­dogs“, der den „Top­dog“ in Schach hält durch Sät­ze wie „Das kannst du auch noch mor­gen machen“ oder „Gib dich doch kei­nen Illu­sio­nen hin“. Der Top­dog ist der Anteil in uns, der Din­ge befiehlt, for­dert und uns an unse­re Pflich­ten erin­nert.

Träu­me und Tag­träu­me sind oft spon­ta­ne „Umkehr­ex­pe­ri­men­te“ unse­res Bewusst­seins, bei denen der Under­dog, der nor­ma­ler­wei­se unter­le­gen ist, eine Chan­ce erhält, sich offe­ner aus­zu­spre­chen. Wir kön­nen uns vor­stel­len, dass wir in einer ande­ren Situa­ti­on wären oder dass sich eine bestimm­te Situa­ti­on anders ent­wi­ckelt hät­te. Die­se Art von Fan­ta­sie kann uns hel­fen, neue Per­spek­ti­ven und Ideen zu ent­wi­ckeln, die uns in unse­rer rea­len Welt hel­fen kön­nen. Zum Bei­spiel kön­nen wir uns vor­stel­len, dass wir bei einem Vor­stel­lungs­ge­spräch selbst­be­wuss­ter auf­tre­ten oder dass wir eine schwie­ri­ge Kon­ver­sa­ti­on bes­ser füh­ren kön­nen. Die­ses Vor­ge­hen ist auch unter dem Begriff „Pro­be­han­deln“ bekannt.

Grandiose Phantasien umsetzen in realistische Möglichkeiten

Wich­tig ist jedoch, dass wir gran­dio­se Phan­ta­sien in rea­lis­ti­sche Mög­lich­kei­ten umset­zen und sie als posi­ti­ven Hin­weis betrach­ten. Unse­re Fan­ta­sien kön­nen uns dabei hel­fen, unse­re Zie­le zu defi­nie­ren und unse­re Wün­sche zu ver­ste­hen. Wenn wir jedoch nur in unse­rer Fan­ta­sie­welt leben, ohne kon­kre­te Schrit­te fol­gen zu las­sen, blei­ben wir einem Gefühl des Ver­sa­gens aus­ge­lie­fert. Tag­träu­me und Phan­ta­sien kön­nen also inso­fern nütz­lich sein, als sie uns Hin­wei­se auf rea­lis­ti­sche Umset­zungs­mög­lich­kei­ten geben. Ande­rer­seits ber­gen sie Gefahr, sich in ihnen zu ver­lie­ren und den Kon­takt zur Rea­li­tät zu verlieren.

Lesen Sie hier mehr zum The­ma „Krea­ti­vi­tät“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

TopBlogs.de das Original - Blogverzeichnis | Blog Top Liste