Konzentration – Eine Frage der Haltung
In unserer schnelllebigen Welt ist Konzentration ein kostbares Gut. Wir alle kennen das Gefühl, wenn wir versuchen, uns auf eine wichtige Aufgabe zu konzentrieren, aber stattdessen von Ablenkungen um uns herum aufgehalten werden. Oft suchen wir nach schnellen Lösungen, um unsere Konzentration zu verbessern, wie zum Beispiel durch das Setzen von Vorsätzen oder das Trinken von Kaffee. Doch diese Maßnahmen sind oft nur kurzfristig wirksam und können langfristig sogar zu noch mehr Problemen führen.
Warum ist das so? Eine mögliche Erklärung ist, dass wir Konzentration als etwas betrachten, das wir uns aneignen oder erwerben müssen. Wir denken, dass wir uns einfach „zusammenreißen“ müssen, um unsere Aufgaben zu erledigen. Dies kann jedoch dazu führen, dass wir uns selbst unter Druck setzen und uns in eine Haltung des Zwangs begeben.
Eine alternative Sichtweise ist, Konzentration als organische Konzentration zu betrachten. Diese Form der Konzentration tritt auf, wenn wir von etwas angezogen, interessiert oder fasziniert sind. Wenn wir uns für etwas begeistern, ist es viel einfacher, unsere Aufmerksamkeit darauf zu richten und zu halten. Es gibt uns auch ein Gefühl der Hingegebenheit und des Flow-Zustands, in dem wir uns vollständig in unserer Tätigkeit verlieren.
Wenn wir uns in einer Haltung des Zwangs befinden, spüren wir oft eine innere Unruhe oder Nervosität. Wir sind uns bewusst, dass wir unsere Aufmerksamkeit auf etwas richten sollten, aber wir können uns nicht dazu zwingen, es zu tun. Dies kann dazu führen, dass wir uns ablenken lassen und unsere Energie auf die Bekämpfung dieser Ablenkungen konzentrieren. Das führt dazu, dass wir unsere Gesamtenergie in drei Teile aufspalten – einen Teil für die Aufgabe, einen Teil für den „Widersacher“ ( das ist der Teil in uns, der gegen die Aufgabe rebelliert) und einen Teil für die Bekämpfung dieses Widersachers. Wir verlieren die Fähigkeit, uns vollständig auf die Aufgabe zu konzentrieren, da wir unsere Energie auf verschiedene Aspekte aufteilen.
Um in den Zustand der organischen Konzentration zu gelangen, müssen wir uns für etwas begeistern und unsere volle Aufmerksamkeit darauf richten. Wenn wir uns auf eine Aufgabe konzentrieren, die uns wirklich interessiert, bilden wir bald ein Figur/Grund-Verhältnis, das gekennzeichnet ist von einer scharfen, hellen Figur vor einem immer leerer werdenden Grund. Dies wird als „gute Gestalt“ bezeichnet. Die Bedeutung der Gegenstände in unserer Umwelt für unseren Organismus bestimmt den Figur/Grund-Prozess. Wenn wir uns für eine Aufgabe begeistern, wird diese Aufgabe zur Figur und der Rest der Welt wird zum Hintergrund.
Übung
Richte die Aufmerksamkeit für kurze Zeit auf einen sichtbaren Gegenstand, z. B. einen Stuhl. Während du ihn ansiehst, achte darauf, wie er klarer wird, indem er den Raum und die anderen Gegenstände um sich her eintrübt. Wende dich nun einem anderen sichtbaren Gegenstand in deiner Nähe zu und achte darauf, wie auch bei diesem wieder der Hintergrund sich zu ändern beginnt. Desgleichen achte auf ein Geräusch, das du gerade hörst, und achte darauf, wie die anderen Geräusche einen Hintergrund dazu bilden. Schließlich wende dich einem Gefühl in deinem Körper zu, z.B. einem Beißen oder Jucken, und achte darauf, wie die anderen Gefühle in deinem Körper in den Hintergrund zurücktreten.
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