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Schöpferisches „Noch-nicht-entschieden-sein“: Warum es mehr ist als chronische Unentschlossenheit
Unentschlossenheit wird oft als eine negative Eigenschaft betrachtet – ein Mangel an Entschlusskraft und Engagement. In der Tat wird „Schöpferisches Noch-nicht-entschieden-sein“ bzw. „Schöpferische Indifferenz“, wenn es missverstanden wird, oft als ein Zustand chronischer Unentschlossenheit angesehen. Aber diese Sichtweise ist zu eng und verkennt die kreativen und produktiven Möglichkeiten, die in diesem Zustand liegen. In diesem Beitrag werden wir uns mit dem Konzept des „schöpferischen Noch-nicht-entschieden-seins“ auseinandersetzen und diskutieren, wie es genutzt werden kann, um positive Veränderungen in unserem Leben herbeizuführen.
Die Orientierungsphase
Wenn wir uns in einer Orientierungsphase befinden, sind wir in der Regel noch nicht entschieden, was wir als nächstes tun sollen. Dieser Zustand ist ein wichtiger Teil des kreativen Prozesses, da er uns die Möglichkeit gibt, verschiedene Optionen zu prüfen und zu bewerten, bevor wir uns für eine bestimmte Handlung entscheiden. In der Gestaltkurve bzw. im Kontaktzyklus, der ein Modell für den kreativen Prozess innerhalb der Theorie der Gestalttherapie darstellt, ist die Orientierungsphase der erste Schritt in der Auseinandersetzung mit der Umwelt. Wenn wir diesen Schritt überspringen und uns sofort für eine Handlung entscheiden, können wir möglicherweise wichtige Informationen übersehen oder falsche Entscheidungen treffen.
Heimlicher Wunsch nach Unbeteiligtsein
Oft steckt hinter der Unentschlossenheit der heimliche Wunsch, unbeteiligt zu sein. Wir können uns in eine passive Rolle zurückziehen, in der wir uns nicht aktiv an Entscheidungen beteiligen müssen, die unser Leben beeinflussen. Dies kann insbesondere dann der Fall sein, wenn wir uns in schwierigen oder unangenehmen Situationen befinden, bei denen wir Angst haben, falsche Entscheidungen zu treffen. Das „schöpferische Noch-nicht-entschieden-sein“ kann jedoch genutzt werden, um diese Angst zu überwinden und uns wieder in die aktive Gestaltung unseres Lebens einzubeziehen.
Träume und Tagträume als „Umkehrexperimente“
Sicher kennen Sie alle den Persönlichkeitsanteil, der dafür sorgt, dass Dinge, die Sie eigentlich tun sollten oder tun wollen, in Frage stellt bzw. verhindert. Es ist die innere Stimme des „Underdogs“, der den „Topdog“ in Schach hält durch Sätze wie „Das kannst du auch noch morgen machen“ oder „Gib dich doch keinen Illusionen hin“. Der Topdog ist der Anteil in uns, der Dinge befiehlt, fordert und uns an unsere Pflichten erinnert.
Träume und Tagträume sind oft spontane „Umkehrexperimente“ unseres Bewusstseins, bei denen der Underdog, der normalerweise unterlegen ist, eine Chance erhält, sich offener auszusprechen. Wir können uns vorstellen, dass wir in einer anderen Situation wären oder dass sich eine bestimmte Situation anders entwickelt hätte. Diese Art von Fantasie kann uns helfen, neue Perspektiven und Ideen zu entwickeln, die uns in unserer realen Welt helfen können. Zum Beispiel können wir uns vorstellen, dass wir bei einem Vorstellungsgespräch selbstbewusster auftreten oder dass wir eine schwierige Konversation besser führen können. Dieses Vorgehen ist auch unter dem Begriff „Probehandeln“ bekannt.
Grandiose Phantasien umsetzen in realistische Möglichkeiten
Wichtig ist jedoch, dass wir grandiose Phantasien in realistische Möglichkeiten umsetzen und sie als positiven Hinweis betrachten. Unsere Fantasien können uns dabei helfen, unsere Ziele zu definieren und unsere Wünsche zu verstehen. Wenn wir jedoch nur in unserer Fantasiewelt leben, ohne konkrete Schritte folgen zu lassen, bleiben wir einem Gefühl des Versagens ausgeliefert. Tagträume und Phantasien können also insofern nützlich sein, als sie uns Hinweise auf realistische Umsetzungsmöglichkeiten geben. Andererseits bergen sie Gefahr, sich in ihnen zu verlieren und den Kontakt zur Realität zu verlieren.
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