„Corona und Verschwörungstheorien (Herkunft des Virus)“

Es ist nach­voll­zieh­bar, dass sich um das Coro­na Virus inzwi­schen vie­le Ver­schwö­rungs­theo­rien ran­ken. Denn immer dann, wenn der Mensch sich mit star­ker Unsi­cher­heit von Außen bedroht fühlt, neigt er dazu, ein­fa­che Erklä­run­gen her­an­zu­zie­hen, um ein Gefühl von Sicher­heit zu bekom­men. Eine Ver­schwö­rungs­theo­rie ist immer dann „attrak­tiv“, wenn man damit eige­ne Ängs­te, nega­ti­ve Emo­tio­nen oder Gefüh­le der Min­der­wer­tig­keit, des Nicht-Dazu­ge­hö­rens, der Unge­rech­tig­keit oder des Benach­tei­ligt­seins abweh­ren kann. Es han­delt sich also zunächst um einen inne­ren, psy­cho­lo­gi­schen Pro­zess, der eine Art Gleich­ge­wicht wie­der­her­stel­len soll. Die Grup­pe der Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker bil­det sich dann nach und nach her­aus, je nach­dem wie schnell – und heu­te geht das mit Hil­fe der sozia­len Medi­en sehr schnell – ein­zel­ne sich mit ande­ren, Gleich­ge­sinn­ten zusam­men­tun. Allein die Tat­sa­che, dass man nun­mehr mit sei­nen Ängs­ten nicht mehr allein ist, schweißt jetzt eine Grup­pe zusam­men. Aus der inne­ren Angst des Ein­zel­nen ist eine sozia­le Bewe­gung im Außen geworden.

Als ein Bei­spiel einer gegen­wär­tig um sich grei­fen­den Ver­schwö­rungs­theo­rie ist die vor allem in den U.S.A. ver­brei­te­te The­se, dass das Coro­na-Virus in einem Labor in Wuhan, Chi­na ent­wi­ckelt wur­de und von dort nach Außen gelangt ist. Natür­lich hat die chi­ne­si­sche Regie­rung dies demen­tiert; auch der Lei­ter des Labors erging sich in Demen­tis. Sol­che Beteue­run­gen errei­chen jedoch eher das Gegen­teil, da sie als Aus­druck von Hilf­lo­sig­keit oder Ver­tu­schung wahr­ge­nom­men wer­den. Im Grun­de ist es auch so gut wie unmög­lich, einer Ver­schwö­rungs­theo­rie „das Hand­werk zu legen“. Denn die Theo­rie­bil­dung unter­liegt einer Art Selbst­im­mu­ni­sie­rung. Und je stär­ker die Ver­su­che sind, sol­che Theo­rien zu wider­le­gen, des­to stär­ker ist wie­der­um die Gegen­re­ak­ti­on. Es gibt im Grund nur eine wirk­sa­me Umgangs­form damit: die kon­se­quen­te Nicht­be­ach­tung. Das führt auf Dau­er zu einer „Löschung“ des Ver­stär­kers, wenn man die klas­si­sche Kon­di­tio­nie­rungs­theo­rie zugrun­de legt. Es gibt aber auch Gegen­bei­spie­le, in denen sich Ver­schwö­rungs­theo­rien über sehr lan­ge Zeit­räu­me am leben hal­ten (die bekann­tes­te ist die Theo­rie einer jüdi­schen Weltverschwörung). 

Übri­gens: die Theo­rie, dass das Virus aus einem Labor ent­wi­chen sein könn­te, wur­de inzwi­schen längst wider­legt. Eine Grup­pe von Wis­sen­schaft­lern hat in der Zeit­schrift „natu­re­me­di­ci­ne“ eine Stu­die ver­öf­fent­licht, die ein­deu­tig nach­weist, dass das Virus einen natür­li­chen, bio­lo­gi­schen Ursprung haben muss. 

Zitat: “ Our ana­ly­ses cle­ar­ly show that SARS-CoV‑2 is not a labo­ra­to­ry con­s­truct or a pur­po­seful­ly mani­pu­la­ted virus.“ 

Einem Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker wür­de aber eine sol­che Nach­richt gar nichts aus­ma­chen, im Gegen­teil: Er wür­de viel­leicht argu­men­tie­ren: „Genau, da sieht man doch gleich, wer hier mit wem unter einer Decke steckt. Alles Fake News!“ Die Nach­richt die­ser Stu­die ist dabei im all­täg­li­chen Stru­del der Bericht­erstat­tung unter­ge­gan­gen. Nie­mand erin­nert sich dar­an. Ich habe dazu jetzt mei­ne eige­ne Ver­schwö­rungs­theo­rie ent­wi­ckelt: „Die­je­ni­gen, die behaup­ten Ver­schwö­rungs­theo­rien zu ent­lar­ven, wol­len in Wirk­lich­keit selbst die Welt beherrschen.“ 

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