In seinem ersten Lehrsatz entwickelt Baruch de Spinoza eine Theorie zum Zusammenwirken zwischen Geist und Körper und behandelt damit das uralte Leib-Seele-Phänomen.
Fortsetzung des Kapitels:
Über die Macht der Erkenntnis, oder die menschliche Freiheit
Erster Lehrsatz
So wie die Gedanken und die Ideen der Dinge im Geiste sich ordnen und verketten, genau ebenso ordnen und verketten sich die Erregungen des Körpers oder die Vorstellungen der Dinge im Körper.
Diese knappe aber nichtsdestoweniger fast revolutionäre These nimmt neuere Erkenntnisse aus der Hirnforschung vorweg. Hier wird das uralte Leib-Seele-Problem angesprochen. Wie kann man die Trennung zwischen Geist und Körper aufheben bzw. diese beiden Bereiche integrieren und eine einheitliche Theorie dazu entwickeln?
Der portugiesische Neurowissenschaftler Antonio Damasio (geb. am 25.2.1944 in Lissabon) hat als ein herausragender Vertreter seiner Wissenschaft das Zusammenspiel zwischen Geist und Körper als eine Einheit beschrieben, und darüber hinaus ein neues Verständnis zur Bedeutung der Gefühle (bzw. der Körperempfindungen) entwickelt.
Zitat (aus einem Vortrag während des San Diego Pain Summit 2019):
„Es ist wichtig, sich des Zusammenspiels zwischen dem, was Sie Geist nennen bzw. dem, was Sie als Bewusstsein bezeichnen und dem, was Sie unter Physiologie verstehen, klar zu machen. Der Geist ist Teil des Körperlichen. Geist und Körper sind nicht zwei getrennte Welten, bzw. ist das Geistige nur ein Teil der allgemeinen Physiologie des Körperlichen, was uns ermöglicht, mentale Repräsentationen zu bilden. Wir beschäftigen uns eben NICHT mit zwei verschiedenen Werkzeugen – Geist und Körper – was einer traditionellen Sichtweise entspricht. Sondern mit einer neuen, integrativen Sichtweise, die wahrscheinlich bald Standard werden wird, es aber eben momentan noch nicht ist.“
Normalerweise erleben wir selbst im Alltag die beiden Bereiche oft getrennt voneinander. Gedanken beschäftigen uns, wir nehmen sie wahr, und sie können angenehmer oder unangenehmer Natur sein. Dieses „Angenehme“ oder „Unangenehme“ erleben wir hauptsächlich auf der körperlichen Ebene. Wir sprechen z.B. davon, dass wir uns „gestresst“ oder „schlapp“ oder auch „angeregt“ oder „lebensfroh“ fühlen. Was wir uns aber zu wenig klarmachen ist, dass dieses Körpergefühl immer einhergeht mit einer ganz bestimmten gedanklichen Tätigkeit oder auch mit Vorstellungsinhalten, die diese Körperempfindungen repräsentieren. Es ist ein ganzheitlicher Prozess. Viele Alltagssprüche bzw. Redewendungen machen uns auf diese Ganzheit aufmerksam, so wenn wir z.B. sagen „Ich zerbreche mir den Kopf.“ Leider ziehen wir trotzdem meist die falschen (bzw. zu kurz gegriffenen) Schlussfolgerungen, indem wir eine Kopfschmerztablette nehmen. Hier liegt der Ursprung für die meisten psychosomatischen Leiden.
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